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Transparenz und Nutzerfreundlichkeit sind das A und O

Das erste Sciana-Treffen am Bosch Health Campus brachte Fachleute aus unterschiedlichen Gesundheitsbereichen aus ganz Deutschland zusammen, um den interdisziplinären und sektorenübergreifenden Austausch zu fördern. Wichtigstes Thema war die Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Bosch Health Campus | April 2024
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Björn Hänssler

Der sichere, korrekte und für alle Beteiligten gewinnbringende Umgang mit digitalen Patientendaten beschäftigt im Gesundheitsbereich die Politik ebenso wie Forschende, Patientenvertretungen, Versorgungseinrichtungen, Krankenkassen und Unternehmen. Deshalb ist es wichtig, sich über Sektorengrenzen hinweg auszutauschen und gute Lösungen zu erarbeiten. Beim zweitägigen Treffen von Sciana-Fellows und Vertreter:innen des Bosch Health Campus ging es daher vor allem um die Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Dietmar Schulz, der als CIO derzeit die Dateninfrastruktur am Bosch Health Campus aufbaut, betonte die Herausforderungen, die durch die Umsetzung des Krankenhauszukunftsgesetzes entstehen und sorgfältige Überlegungen erfordern. Prof. Dr. Oliver Opitz, Leiter des Bosch Digital Innovation Hub (BDIH) (ehemals Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg), berichtete von den Plänen, im derzeit entstehenden PORT Gesundheitszentrum am Bosch Health Campus die intersektorale Datenverwendung zu testen, um Gesundheitsdienstleistungen zu vernetzen und damit zu verbessern. Aktuell laufende Projekte wie „ROUTINE“ und „Clinnova“ tragen zudem dazu bei, digitale Kompetenzen in der Bevölkerung zu steigern und mehr Akzeptanz zu schaffen.

Dr. Ingrid Wünning Tschol, Leiterin des Robert Bosch Centrums für Innovationen im Gesundheitswesen (RBIG), stellte ihre Strategie und die Haupthandlungsstränge des Zentrums vor. Mit diesen reagiert das RBIG auf die Herausforderungen des demografischen Wandels. In Modellvorhaben werden am Bosch Health Campus innovative Ansätze zur Prävention und zur inklusiven Primärversorgung über Sektorengrenzen weg erprobt. Die Möglichkeiten der Digitalisierung spielen dabei eine ganz zentrale Rolle.

Die Informationen helfen, Ärztinnen und Ärzte besser zu verstehen und gemeinsam mit ihnen zu entscheiden, was passieren soll.

Ein wiederkehrender Punkt in den Diskussionen war, dass die Nutzerfreundlichkeit und der Nutzen digitaler Daten für Patientinnen und Patienten stärker herausgestellt werden muss, damit ihnen die Digitalisierung wirklich zugutekommt. Birgit Bauer, Sciana-Fellow, Patientenexpertin, sowie Gründerin und Projektkoordinatorin der Initiative Data Saves Lives Deutschland betonte, dass viele Menschen mit Erkrankungen, insbesondere der jüngeren Generationen, Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) bereits selbstverständlich nutzen und auch bereit sind, ihre Daten weiterzugeben – wenn sie die potenziellen Vorteile verstehen und im Gegenzug zum Beispiel frühzeitig neue Erkenntnisse über die eigene Erkrankung in verständlicher Form erhalten. „Das hilft dabei, Entscheidungen bezüglich bestimmter Therapien zu treffen und nächste Schritte zu planen. Die Informationen helfen auch, Ärztinnen und Ärzte besser zu verstehen und gemeinsam mit ihnen zu entscheiden, was passieren soll“, erklärt Birgit Bauer. Ein weiterer Vorteil kann sein, dass die Menschen die digitalen Gesundheitsanwendungen für ein besseres Krankheitsmanagement nutzen und damit gleichzeitig ihre Gesundheitskompetenz und Lebensqualität steigern.

Bei der Nutzung der Daten sei Transparenz und Information die entscheidenden Faktoren, um das Vertrauen der Menschen nicht zu verlieren. Dazu gehöre vor allem eine klare Kommunikation über die beabsichtigte Verwendung der Daten, so die Expertin.

In diesem Zusammenhang warnte der dänische Gesundheitsexperte und Co-Chair des vierten Jahrgangs Bogi Eliasen vor der möglichen Ausbeutung von Gesundheitsdaten durch große Technologiefirmen, wenn die Gesundheitspolitik hier nicht rechtzeitig Verantwortung übernehme. Eine Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen nach ethischen Grundsätzen sei unerlässlich. Tobias Gantner, Gründer der HealthCare Futurists, brachte den Gedanken ein, was eigentlich passiere, wenn Privatpersonen den Wert ihrer Gesundheitsdaten erkennen und selbst anfangen, diese zu vermarkten. Darüber müsse man sprechen.

Das Treffen endete mit einem Austausch über das Thema Sekundärprävention. Hier wurde einmal mehr deutlich, dass die Vernetzung über Sektoren und Politikbereiche hinweg notwendig ist, um das Gesundheitssystem und letztendlich die Gesundheit aller zu verbessern.