Künstliche Intelligenz für die Medizin der Zukunft
Im Robert Bosch Krankenhaus entstehen täglich große Mengen an Gesundheitsdaten. Mithilfe von künstlicher Intelligenz können diese analysiert werden, um so die Vorhersage, Erkennung und Behandlung von Krankheiten zu verbessern. In einem gemeinsamen KI- und Entrepreneurship-Hackathon haben Forschende vom Bosch Health Campus und von Bosch Research untersucht, wie sie Daten aus verschiedenen Bereichen der Versorgung für die künftige Diagnostik und Behandlung nutzbar machen können.
Konzentration beim KI- und Entrepreneurship Hackathon 2025: IT-Expertinnen vom Bosch Health Campus und von Bosch Research steckten zwei Tage ihre Köpfe zusammen, um neue Erkenntnisse aus medizinischen Daten zu gewinnen.
Künstliche Intelligenz (KI) bietet viele Chancen für die klinische Praxis. Die Auswertung von Daten mithilfe von Algorithmen kann beispielsweise helfen, Krankheitsrisiken besser vorherzusagen. Zudem lassen sich auf Grundlage von Daten neue Diagnosetools entwickeln. Um neue Ansätze ging es auch beim zweitägigen KI- und Entrepreneurship-Hackathon des Centrums für Medizinische Datenintegration am Bosch Health Campus in Zusammenarbeit mit Bosch Corporate Research. Die rund 35 Teilnehmenden arbeiteten an zwei Fragestellungen mit echten Patientendaten aus dem Robert Bosch Krankenhaus – die zuvor unter Einhaltung aller regulatorischen Vorgaben vollständig anonymisiert und standardisiert worden waren. Daneben stellte ein Businessteam Überlegungen an, wie sich aus den Erkenntnissen digitale Anwendungen oder andere Geschäftsideen entwickeln lassen.
Im Fokus: Intensivmedizin, Schlaflabor und Herz-MRT
Im Mittelpunkt des Hackathons standen zwei Use Cases: Zum einen die Beurteilung hochkomplexer kardiologischer Daten aus dem Herz-MRT für die klinische Diagnostik, zum anderen die interdisziplinäre Nutzung von Vitalparametern aus der Intensivstation und dem Schlaflabor. Beim kardiologischen Use Case ging es darum, ob die 3000 verfügbaren Datensätze Abweichungen des Blutflusses von Normalwerten erkennen lassen und damit zur besseren Diagnose von kardiologischen Erkrankungen dienen können. „Erfahrene Ärztinnen und Ärzte können krankhafte Veränderungen erkennen, aber für den medizinischen Nachwuchs oder in zeitkritischen Situationen kann eine KI-gestützte Auswertung enorm wertvoll sein“, sagte Nico Schmid, Leiter des Centrums für Medizinische Datenintegration am Bosch Health Campus.
Im zweiten Use Case widmeten sich die Entwicklerteams der Frage, inwieweit KI-Lösungen zwischen klinischen Disziplinen übertragbar sind. Das Anwendungsszenario für dieses sogenannte Transfer Learning war hier die Nutzung physiologischer Daten aus dem Schlaflabor und der Intensivstation. Beide Bereiche erfassen kontinuierlich Vitalparameter wie Herzfrequenz, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung – jedoch in unterschiedlichen klinischen Kontexten und mit teils unterschiedlichen Zielsetzungen. Durch den Ansatz besteht unter anderem die Chance, bislang unbekannte Zusammenhänge aus verschiedenen klinischen Fachdisziplinen zu entdecken. Konkret war das Ziel herauszufinden, ob 36.000 Zeitreihen aus dem Schlaflabor letztlich dabei helfen können, kritische Verläufe auf der Intensivstation zu erkennen, um künftig schneller reagieren zu können. In einer früheren Studie mit Daten von der Intensivstation hatten Forschende des Centrums für Medizinische Datenintegration bereits gezeigt, dass sich mithilfe von KI akutes Nierenversagen nach einem herzchirurgischen Eingriff früher vorhersagen lässt.
Eindrücke vom Hackathon 2025
KI-Lösungen in die Anwendung bringen
Neben den Entwicklerteams gab es Businessteams, die zielgerichtet Recherchen anstellten, Interviews mit klinischen Praktikern führten und Modelle entwickelten, wie sich bezogen auf die beiden Use Cases neue Produkte oder digitale Anwendungen entwickeln lassen – beispielsweise Apps für die Diagnostik. „Unsere Aufgabe im Business Development am Bosch Health Campus ist es, gezielt Bedarfe aus dem Klinikalltag zu identifizieren und dafür betriebswirtschaftlich tragfähige Lösungen sowie passende Partner zu finden. Der Hackathon ist eine gute Gelegenheit, dies an relevanten Anwendungsfällen zu erproben“, sagte Prof. Dr. Ralf Kindervater, Chief Business Development Officer am Bosch Health Campus.
Win-Win-Situation für die Forschung
Die Zusammenarbeit zwischen dem Bosch Health Campus und Bosch Research ist eine Win-Win-Situation: „Unsere Mitarbeitenden haben selten die Gelegenheit, ein Krankenhaus von innen zu erleben. Hier erkennen sie die Komplexität medizinischer Daten und die Bedeutung klinischer Expertise. Bosch Research bringt wertvolle KI-Methoden und Anwendungsexpertise ein, um versteckte Hinweise auf Gesundheitsrisiken der Patienten aufzudecken, die ohne KI nicht erkennbar wären. Durch diese Zusammenarbeit schaffen wir echten Mehrwert in der medizinischen Forschung und Patientenversorgung“, sagte Dr. Jochen Feichtinger, Leiter des strategischen Forschungsportfolios Healthcare Solutions bei Bosch Research.
Gleichzeitig profitierten die Forschenden am Bosch Health Campus vom KI- und Business-Know-how der Bosch-Mitarbeitenden. Die Kombination aus medizinischem, technischem und unternehmerischem Wissen bildet einen guten Ausgangspunkt, die digitale Transformation der Medizin zum Wohl von Patientinnen und Patienten weiter zu gestalten.