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Personalisierte Brustkrebstherapie: Neuer Behandlungsansatz verbessert Wirkung von Tamoxifen
Das Dr. Margarete Fischer-Bosch Institut für Klinische Pharmakologie (IKP) hat einen vielversprechenden neuen Therapieansatz für Patientinnen mit hormonabhängigem Brustkrebs entwickelt. Mit dem Projekt TAMENDOX wird die Behandlung mit Tamoxifen gezielt ergänzt und damit individuell auf die genetischen Voraussetzungen der Patientinnen abgestimmt.
Tamoxifen ist seit vielen Jahren ein zentraler Bestandteil der Therapie von hormonabhängigem Brustkrebs – es hindert das Hormon Östrogen daran, an seinen Rezeptor in den Tumorzellen zu binden. Damit das Medikament seine volle Wirkung entfalten kann, muss es im Körper in seine aktive Form, das sogenannte (Z)-Endoxifen, umgewandelt werden. Doch hier liegt bei etwa einem Drittel der Patientinnen ein bisher ungelöstes Problem: Aufgrund genetischer Variabilität funktioniert dieser Stoffwechselprozess über das Enzym CYP2D6 nur eingeschränkt. Die Folge: Die Tamoxifen wirkt nicht optimal, das Rückfallrisiko von Patientinnen kann steigen.
Genau hier setzt der neue Ansatz TAMENDOX an. Im Rahmen einer Studie erhielten Brustkrebspatientinnen mit hormonabhängigem Brustkrebs abhängig von ihrem genetischen Profil oder den gemessenen Wirkstoffwerten im Blut entweder Tamoxifen alleine oder eine Kombination aus Tamoxifen und seiner aktiven Form (Z)-Endoxifen.
Prof. Dr. Matthias Schwab, Leiter des IKP:
„Durch personalisierte Medizin kann die Wirksamkeit bestehender Therapien erheblich verbessert werden – zum direkten Nutzen der Patientinnen.“
Die bisherigen Ergebnisse sind sehr vielversprechend: Frauen, die die Kombinationstherapie TAMENDOX bekamen, wiesen am Ende genauso hohe Wirkstoffkonzentrationen im Blut auf wie Frauen, deren Körper Tamoxifen ganz normal verstoffwechseln kann. Insgesamt wurde die neue Behandlungsmethode mit TAMENDOX sehr gut vertragen.
Personalisierung schafft neue Perspektiven
Der TAMENDOX-Ansatz bietet insbesondere für Patientinnen mit genetisch eingeschränkter CYP2D6-Aktivität einen zentralen Fortschritt. Auch Frauen vor den Wechseljahren könnten von dieser Therapie profitieren – da für sie alternative Hormonbehandlungen oft nur eingeschränkt infrage kommen.
Aktuell arbeitet das IKP an einem Konzept, um die Zulassung von TAMENDOX voranzutreiben und den neuen Therapieansatz in die Regelversorgung zu überführen.
Über die Studie
Die Multicenterstudie wurde unter der Leitung des IKP in enger Zusammenarbeit mit 38 Kliniken über einen Zeitraum von sechs Wochen deutschlandweit durchgeführt. Beteiligt waren 235 Patientinnen mit hormonabhängigem Brustkrebs im Frühstadium.
Mehr Informationen
- Zur Originalstudie in der Fachzeitschrift "Clinical Cancer Research": Supplementation of Tamoxifen with low-dose Endoxifen in breast cancer patients with impaired tamoxifen metabolism (TAMENDOX): a randomized controlled phase 1/2 trial (closed access)
- Dr. Margarete Fischer-Bosch Institut für Klinische Pharmakologie